Hunde und Katzen – August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

gesprochen von Juliane Fechner

Hunde und Katzen – Ballade von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Die Hunde und Katzen, die stritten sich
und zankten sich um die Wette,
wer unter ihnen urkundlich
den ältesten Adel hätte.

„Wir haben ein ururaltes Diplom,
lang her von undenklichen Tagen
was Remus mit Romulus einst zu Rom
gab allen Isegrimms Magen.“

„Zeigt uns, erwidern die Katzen, wohlan !
Zeigt her die alten Briefe !
Was steht denn drin, was hangt denn dran ?
Wo sind sie, in welchem Archive?“

Man schickte den Pudel eilig nach Rom,
zum Ärger der Katzen und Kater,
der sollte holen das alte Diplom
herbei vom heiligen Vater.

Der Pudel kommt ganz ungeniert
zum Papst hereingetreten;
Er hat den Pantoffel ihm apportiert
und dann ihn höflich gebeten.

Der Pudel empfing aus des Papstes Hand,
was das Hundevolk begehrte;
Dann zog er wiederum in sein Land
auf seiner alten Fährte.

Und als er kam an den Po bei Rom,
da schwamm vor ihm ein Braten,
Er schnappte danach, und verlor sein Diplom,
und mußt es auf ewig entraten.

So stand die Sache nun wie zuletzt,
der Streit blieb unentschieden,
und Hunde und Katzen halten bis jetzt
noch immer keinen Frieden.

Die Hunde, die denken noch immer so:
Wir werden sie schon überwinden !
Sie suchen und forschen noch immer am Po –
und können den Adel nicht finden.

 

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